Die List begann mit einem geschickt manipulierten Foto und fand später ein aufgeschlossenes und empfängliches Publikum, vielleicht dank der breiten Unterstützung aus religiösen Kreisen für das Bild.
Eine digital bearbeitete Fotografie aus dem Jahr 2002 zeigt einen riesigen, sich zurücklehnenden Giganten, der von einer robusten Holzplattform gestützt wird, während er einen gewaltigen Bogen mit einer Schaufel führt. Diese Inszenierung wirft ein faszinierendes Lichtspiel auf das Auge des Betrachters.
Die Entdeckung wurde als Sensation verkauft, als ägyptische Archäologen eine Erde auftürmten, unter der ein gigantisches Skelett in einer erstaunlichen Pose zum Vorschein kam, die alle in blankes Erstaunen versetzte — eine Schlagzeile, die die Nachrichtenwelt erbeben ließ.
Im Jahr 2004 begann die «Entdeckung» ihren Siegeszug durch Blogs und Massen-E-Mails («Riesiges Skelett ausgegraben!»), und erlebte 2007 eine Renaissance.
Selbst nach fünf Jahren weigerte sich die irreführende Fotografie, in Vergessenheit zu geraten, wie zahlreiche E-Mails an National Geographic News bezeugten. (Die National Geographic Society ist Eigentümer von National Geographic News.)
Die Nachrichten strömten aus aller Welt: Portugal, Indien, El Salvador, Malaysia, Afrika, die Dominikanische Republik, Griechenland, Ägypten, Südafrika und Kepia. Doch die immer gleiche Frage stand im Raum: Ist es wirklich wahr? Die Geschichte erhielt Aufwind durch einige Medien, die den Fund als Fakt darstellten.
Ein viel zitierter Artikel im Hipdu Voice of India aus dem März 2007 behauptete beispielsweise, ein Team der National Geographic Society in Zusammenarbeit mit dem Hindu AMY habe ein riesiges menschliches Skelett in Indien entdeckt.
Die Erzählung legte nahe, dass die «Entdeckung» von einem «National Geographic Team (India Division) mit Unterstützung der indischen Regierung, da das Gebiet unter indischer Zuständigkeit steht», gemacht wurde.
Der Bericht fügte hinzu, dass das Team auch Tafeln mit Inschriften entdeckt habe, die darauf hindeuteten, dass der Riese einer Generation von Übermenschen angehörte, die im Mahabharata, einem hinduistischen Epos aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., erwähnt wurden.
Der Bericht faszinierte mit Beschreibungen dieser übermenschlichen Wesen: «Sie waren außerordentlich groß, mächtig und stark genug, um einen Baumstamm mit bloßen Händen zu umfassen und zu entwurzeln», lautete eine Passage, die bereits 2004 auftauchte.
Der Chefredakteur des Voice, P. Deivamuthu, gestand gegenüber National Geographic News ein, dass ihre Veröffentlichung Opfer falscher Berichte geworden war.
«Wir lehnen die Verbreitung von Falschinformationen entschieden ab», betonte Deivamuthu. «Unsere Leser gehören einer hochintellektuellen Klasse an und tolerieren keine Falschdarstellungen.»
Andere Blog-Artikel, wie zum Beispiel ein Beitrag im Mai 2007 auf einem Blog namens Sripi’s Weblog, zitierten angeblich einen Bericht, der am 22. April 2004 in der Times of India veröffentlicht wurde. Eine Überprüfung des Archivs dieser Zeitung ergab jedoch, dass dieser Bericht nicht existierte.
Die Irreführung erstreckte sich auf die angebliche Entdeckung eines 60 bis 80 Fuß (18 bis 24 Meter) langen menschlichen Skeletts in Saudi-Arabien, die von einem Team der Ölexploration verkündet wurde. Hier wurde das Skelett als Beweis für Riesen mit islamischen Inschriften präsentiert, statt mit hinduistischen Bezügen.
Verschiedene Websites, die sich mit der Aufdeckung von Urban Legends und «Petlore» befassen, entlarvten diese Riesenlüge kurz nach ihrem Auftauchen. Snopes.com aus Kalifornien veröffentlichte beispielsweise, dass das Bild des Skeletts von Worth1000 gestohlen worden war, einer Plattform für Fotowettbewerbe.