Wie schade, dass ich in meinem ganzen Leben weder Mitgefühl noch Dankbarkeit von meinen Kindern verdient habe.

Unterhaltung

Ich hatte immer geglaubt, dass mir das Alleinsein im Alter erspart bleibt, weil ich doch zwei wunderbare Kinder habe. Doch wie sehr habe ich mich geirrt! Kaum wurde ich krank, wendeten sich alle von mir ab,

als wäre ich nichts weiter als ein überflüssiger Schatten in ihrem Leben. Es schmerzt mich tief zu erkennen, dass meine eigenen Kinder nicht mehr für mich da sind. Was habe ich falsch gemacht? Wo ist die Liebe geblieben?

Die Dinge liefen nicht leicht in meinem Leben. Mein Mann starb, als mein jüngster Sohn gerade auf die Welt kam. Ab diesem Moment war ich gezwungen, alles alleine zu stemmen. Ich jonglierte mit mehreren Jobs, nur um irgendwie über die Runden zu kommen.

Aber ich tat es, für meine Kinder, damit sie ein gutes Leben führen konnten. Ich habe ihnen das Studium bezahlt, auch wenn jeder Cent schmerzte und ich mich bis zum letzten Tropfen verausgabte.

Als sie die Universität abgeschlossen hatten, fanden sie schnell gute Arbeitsplätze. Ich freute mich für sie, fühlte mich gleichzeitig aber auch erschöpft von all der Arbeit. Doch solange meine Gesundheit es zuließ, kümmerte ich mich um meine Enkel.

Ich brachte sie zu Schule, versorgte sie mit allem, was sie brauchten, spielte mit ihnen, erzog sie, als wären sie meine eigenen Kinder. Oft blieben sie bei mir, damit ihre Eltern eine Pause hatten. Ich dachte, es würde mir später einmal gut tun, dass ich immer da war.

Doch als ich eines Tages plötzlich schwer krank wurde und den Krankenwagen rufen musste, spürte ich zum ersten Mal, wie allein ich wirklich war.

Fast einen Monat lang lag ich im Krankenhaus. Und während ich auf dem Krankenhausbett lag, kämpfte, litt, da war mein Sohn nur ein einziges Mal da, und meine Tochter? Sie rief nicht einmal an! Ich fühlte mich, als wäre ich für sie ein Nichts, als ob sie mich nicht mehr brauchten.

Als ich endlich nach Hause durfte, sagten die Ärzte, dass ich absolute Ruhe brauche, dass ich auf mich selbst achten muss. Doch was tat meine Familie? Meine Kinder brachten mir die Enkel, als hätten sie mein Bedürfnis nach Erholung nicht gehört.

Wie konnte ich mich ausruhen, wenn um mich herum das Leben in vollem Gange war? Es war, als ob meine Gesundheit nichts mehr zählte.

Ich flehte meinen Sohn an, mich zum Arzt zu fahren, doch er meinte, er hätte keine Zeit. Also musste ich mit den letzten Geldreserven ein Taxi nehmen, da ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln kaum noch zurechtkam.

Und meine Tochter? Sie empfahl mir, die Rettung zu rufen, weil es ihre Arbeit nicht stören sollte. Ich stand auf der Kante, allein und verlassen. Als ich wieder ins Krankenhaus musste, erklärten mir die Ärzte, dass ich niemanden in meiner Nähe haben dürfe – ein weiterer Anfall konnte jederzeit kommen.

Doch als es darum ging, bei wem ich leben sollte, stritten mein Sohn und meine Tochter sich noch immer. Meine Tochter klagte, ihre Wohnung sei zu klein, um mich aufzunehmen, und sie weigerte sich, zu mir zu ziehen,

weil in meiner Wohnung längst keine Renovierung mehr stattgefunden hatte. Mein Sohn hingegen, der auf einmal auch eine schwangere Frau hatte, erklärte, dass seine Frau absolut dagegen sei, mit mir unter einem Dach zu wohnen. Es war ein Schlag ins Gesicht.

Der Schmerz, den ich empfand, war unerträglich. Ich unterbrach sie, brüllte: „Geht einfach! Geht beide! Und kommt nie wieder! Ich komme auch ohne euch zurecht!“ Sie schienen regelrecht erleichtert. Sie waren froh, mich los zu sein.

Und da saß ich, völlig zerrissen, weinend, völlig fassungslos. Wo war all die Liebe, die ich ihnen gegeben hatte? Wie konnten sie mich so abweisen? In dieser Nacht konnte ich keinen klaren Gedanken fassen. Ich war einfach nur leer.

Am nächsten Morgen klingelte es an meiner Tür. Es war Katja, meine Nachbarin aus dem ersten Stock. Sie selbst hatte ein kleines Kind, weil ihr Mann sie schwanger verlassen hatte. Sie wusste von unserem Familienstreit und kam, um nach mir zu sehen.

Ich brach in Tränen aus und erzählte ihr alles, was mich quälte, da ich niemanden mehr hatte, dem ich mich anvertrauen konnte. Katja sah mich mit ihren großen, warmen Augen an und sagte mit fester Stimme: „Ich lasse dich nicht alleine, du kannst auf mich zählen.“

Ihre Worte trafen mich wie ein Schock – eine fremde Person, die mir mehr Mitgefühl zeigte als meine eigenen Kinder! Aber sie war ernst. Und seitdem kommt Katja fast jeden Tag, um mich zu besuchen.

Sie nimmt mein kleines Rentengeld, um für Lebensmittel, Medikamente und die Rechnungen zu sorgen, und lässt mir noch etwas übrig. Ich bin jetzt völlig von ihr abhängig, denn ich kann nicht einmal mehr zum Bäcker gehen, ohne mich auf Hilfe zu verlassen.

Doch meine Kinder? Sie interessieren sich nicht mehr für mich. Kein Anruf, kein Wort. Es scheint, als hätten sie sich endgültig von mir verabschiedet. Und die Nachricht, dass Katja sich nun um mich kümmert, hat sie wahrscheinlich noch mehr beruhigt.

Endlich haben sie mich los. Keine Sorge mehr, keine Verpflichtungen. Ich hätte nie gedacht, dass sie mich so verraten würden. Es tut weh, aber ich kann nichts ändern. Die Lektion, die ich gelernt habe, ist klar: Man muss seine Kinder richtig erziehen,

denn wenn man alt wird, bleibt einem vielleicht niemand mehr, der für einen da ist. Und die einzige, die mir jetzt noch zur Seite steht, ist jemand, den ich kaum kenne. Ich kann es kaum fassen, wie sehr sich mein Leben verändert hat, aber ich werde lernen, damit zu leben.

Ich werde lernen, dass ich mich nicht auf andere verlassen kann. Aber eines weiß ich: Ich werde nicht aufhören, für mich selbst zu kämpfen.

 

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