Der Ehemann bekommt ein Foto von seiner Frau und will daraufhin sofort die Scheidung.

Unterhaltung

Es war einer dieser perfekten Nachmittage, an denen die Zeit langsamer zu fließen scheint. Die Sonne stand tief und golden am Himmel, tauchte das weite Feld in ein warmes, lebendiges Licht. Der Wind spielte sanft mit meinem Haar, und die Welt schien für einen Moment den Atem anzuhalten.

Ich stand neben dem Lkw, dessen glänzende Karosserie das Sonnenlicht reflektierte, und lehnte mich entspannt an die kühle Oberfläche. Der Duft von trockenem Gras und Erde stieg mir in die Nase, während ich einfach die Stille genoss. Irgendetwas an diesem Moment fühlte sich magisch an,

fast surreal, als ob die Zeit selbst für einen Augenblick innegehalten hätte. Ohne groß nachzudenken, holte ich mein Handy hervor. Ein Foto, dachte ich. Nur ein einfacher Schnappschuss – der Lkw vor der Baumreihe, ein Stück von diesem friedlichen Nachmittag,

das ich mit meinem Mann teilen wollte. Ich richtete die Kamera aus, lächelte leicht und drückte ab. Das Foto sah gut aus, ein Moment eingefangen, nichts Besonderes, aber irgendwie schön. Also schickte ich es ihm, ohne lange darüber nachzudenken.

Fast sofort vibrierte mein Handy. Seine Antwort kam schneller, als ich erwartet hatte – doch statt eines kurzen „Schöner Moment!“ oder einer liebevollen Bemerkung, las ich eine Nachricht, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. „Wer ist da in der Spiegelung?“

Mein Herz setzte für einen Schlag aus. Ich runzelte die Stirn, verwirrt, und tippte zurück: „Welche Spiegelung?“ Doch in mir regte sich bereits ein unbehagliches Gefühl. Etwas an seiner Nachricht ließ mich frösteln, trotz der warmen Sonne.

„Das hintere Fenster“, schrieb er knapp zurück. „Da steht jemand.“ Ich öffnete das Foto erneut, zoomte auf das hintere Fenster des Lkws und suchte nach der Spiegelung, von der er sprach. Meine Gedanken waren ein Wirbel aus Unglauben und aufkeimender Panik.

Zuerst konnte ich nichts erkennen, nur Licht und Schatten, vielleicht ein verschwommener Baum in der Ferne. Doch je länger ich hinsah, desto klarer wurde es. Da war etwas. Nein, da war jemand. Eine Silhouette, dunkel und undeutlich, aber unbestreitbar menschlich.

Mein Atem stockte, und ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter. Es war ein Mann. Er trug einen breitkrempigen Hut, der sein Gesicht verdeckte, aber die Haltung, die Konturen … sie waren mir schmerzhaft vertraut.

Mein Herz schlug schneller, während sich ein Name in meinen Gedanken formte – ein Name, den ich längst begraben hatte. Der Hut. Es war sein Hut. Der Hut, den mein Exfreund immer getragen hatte, den er nie ablegte, nicht einmal an den heißesten Sommertagen.

Wie konnte das sein? Das Feld war leer gewesen, davon war ich überzeugt. Niemand war dort gewesen, nur ich und der Lkw – und doch … Ich schrieb hastig zurück, meine Finger zitterten: „Das ist sicher nur ein Schatten oder ein Lichtspiel. Ich war allein, das schwöre ich.“

Aber seine Antwort kam prompt und schnitt wie ein Messer: „Das sieht nicht wie ein Schatten aus. Das sieht aus wie er.“ Mein Herz zog sich zusammen, und die Worte schienen wie ein Echo in meinem Kopf nachzuhallen. Ich wusste, wen er meinte. Ich wusste es.

Und mit dieser Erkenntnis kam eine Welle aus Angst, Verwirrung und etwas Dunklerem – etwas, das ich nicht benennen konnte. Ich starrte auf das Foto, suchte verzweifelt nach einer logischen Erklärung. Vielleicht war es ein Trick des Lichts, ein glückloser Zufall?

Aber die Haltung, die Konturen des Hutes – sie waren zu genau. Zu echt. Mein Versuch, meinen Mann am Telefon zu beruhigen, war ein Desaster. Während ich ihm erklärte, dass ich allein gewesen war, hörte ich den Zweifel in seiner Stimme.

Er sagte nicht viel, aber die Stille zwischen seinen Worten war laut genug. „Ich weiß nicht“, murmelte er schließlich. „Das sieht nicht wie ein Zufall aus.“ Nachdem ich aufgelegt hatte, blieb ich reglos sitzen, das Handy in meiner Hand, und starrte auf dieses verfluchte Bild.

Es war nur ein Foto gewesen – ein harmloser Moment, ein Stück meines Tages. Doch jetzt hatte es sich in etwas Dunkles verwandelt, etwas Unheimliches, das ich nicht mehr loswerden konnte. In den folgenden Tagen spürte ich, wie etwas zwischen uns zerbrach.

Egal, wie oft ich beteuerte, dass ich allein war, dass diese Silhouette unmöglich real sein konnte, ich konnte den Schatten nicht auslöschen, den sie über uns geworfen hatte. Es war, als hätte die Spiegelung mehr enthüllt als nur einen flüchtigen Moment.

Sie hatte eine Tür geöffnet – eine Tür zu Zweifeln, zu einer Vergangenheit, die ich längst begraben glaubte, und zu einer unheilvollen Frage: Was, wenn ich nicht allein war? Dieser Schatten, diese Gestalt im Fenster, war mehr als nur ein Zufall.

Sie war ein Gespenst, das sich zwischen uns drängte, ein Schatten, der mich in die Dunkelheit zog. Und ich konnte nicht anders, als mich zu fragen, ob ich je wieder in die Helligkeit zurückfinden würde.

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