Es hätte eine zauberhafte, magische Nacht werden sollen, die Weihnachtsnacht – doch für mich war sie oft schmerzlich wie eine Kette, die mich immer wieder mit der verlorenen Liebe der Vergangenheit verband. Vor drei Jahren hatte ich einer obdachlosen Frau meinen Mantel gegeben.
In ihren Augen lag eine seltsame Vertrautheit, ein Funkeln, das mich mit einem einzigen Blick in den Bann zog. Und dann, in diesem Jahr, stand sie plötzlich wieder vor mir, mit einem abgenutzten grauen Koffer in der Hand und einem Lächeln, das sich wie ein leuchtendes Feuer in mein Herz brannte.
Weihnachten war immer der hellste Moment des Jahres für mich und meine Frau Jenny. Wir hatten uns als Kinder in der Schule kennengelernt – sie war das Mädchen mit den leuchtenden Augen und dem Lächeln, das jede Wolke vertreiben konnte. Ein einziges Lächeln von ihr war wie ein Sonnenstrahl, der die dunkelsten Tage erhellte.
Ihr Lachen war für mich wie Musik, die alle Sorgen fortwischte. Ihre Nähe ließ sogar die trübsten Momente im Glanz erstrahlen. „Erinnerst du dich noch, wie du auf dem Eis gefallen bist, als du versuchtest, mich zu beeindrucken?“ neckte sie mich immer wieder, ihre Augen funkelten vor Freude.
„Ach, ich bin nicht gefallen. Ich habe mich nur stilvoll hinknien müssen, um meine Schuhbänder zu binden!“ antwortete ich lachend, nur um ihr fröhliches Kichern zu hören. Unsere Liebe wuchs Jahr für Jahr, stärker und stärker, von den Schuljahren bis hin zu unserer Ehe.
Kein Sturm hätte uns auseinanderreißen können. Doch irgendwo in diesem unerschütterlichen Glück lag eine leise, schmerzhafte Leere: Wir konnten keine Kinder bekommen. Trotz all unserer Versuche und Hoffnungen blieb unser Zuhause still und leer.
„Du weißt, dass wir nicht unbedingt Kinder brauchen, um glücklich zu sein, oder?“ sagte Jenny eines Abends mit einem sanften Lächeln, während sie meine Hand drückte. „Ich weiß. Aber irgendwie fühlt es sich ungerecht an dir gegenüber,“ antwortete ich mit einem Hauch von Melancholie in der Stimme.
„Es geht nicht um das, was wir nicht haben. Es geht um uns – ich habe alles, was ich brauche,“ sagte sie ruhig, mit einer Weisheit, die mich immer wieder beeindruckte. So war Jenny – immer in der Lage, das Dunkle in Licht zu verwandeln.
Die Jahre vergingen, wie ein Kaleidoskop, voller Abenteuer, Reisen und unvergesslicher Momente. Doch dann, vor fünf Jahren, änderte sich alles.
Drei Tage vor Weihnachten wollten wir zusammen Geschenke kaufen. Am Telefon hatte sie noch mit einem Lächeln gesagt: „Vergiss nicht das Geschenkpapier mit den Schneemännern!“ Doch sie kam nie ins Einkaufszentrum.
Der Anruf kam aus dem Krankenhaus und riss mich in tausend Stücke. Jenny war in einen schlimmen Unfall verwickelt. Als ich dort ankam, war es bereits zu spät. An diesem Tag verlor Weihnachten für mich seinen ganzen Zauber.
Die Jahre danach vergingen in einer dichten Nebelwand aus Schmerz. Ich tauchte völlig in die Arbeit ein, um die endlose Leere in unserem Haus zu vergessen. Meine Freunde versuchten, mir gut zuzureden, mir zu sagen, dass ich weitermachen müsse, aber ich konnte nicht.
Doch Jenny wollte nicht, dass ich in der Dunkelheit versank. So begann ich, anderen zu helfen: Ich engagierte mich freiwillig, spendete, tat kleine Gesten der Freundlichkeit. Diese Taten hielten Jennys Geist lebendig.
Vor drei Jahren, an einem kalten Winterabend, begegnete ich der obdachlosen Frau. In ihren Augen glomm das Echo der Vergangenheit. Ich gab ihr meinen Mantel, bot ihr etwas zu essen an und meine Telefonnummer, falls sie Hilfe brauchte.
„Du hast mir Hoffnung gegeben,“ sagte sie, als sie drei Jahre später wieder vor mir stand.
Sie hatte ein neues Leben begonnen, einen Prozess gegen einen betrügerischen Geschäftspartner gewonnen und ein neues Kapitel aufgeschlagen. In dem grauen Koffer lag nicht nur ein kunstvoll verziertes Gebäck, sondern auch ein Scheck über 100.000 Euro.
„Das ist nicht nur für dich,“ sagte sie leise, ihre Stimme voller Ernst und Dankbarkeit. „Es ist für all jene, denen du noch helfen wirst.“
Tränen strömten über mein Gesicht. Jenny war nie wirklich fort. Ihr Geist lebte weiter – in jeder guten Tat, in jedem Lächeln, das die Welt heller machte.
Und in diesem Weihnachten, während das sanfte Licht des Weihnachtsbaumes in alle Ecken des Raumes strahlte, wusste ich eines: Die Liebe und das Gute überstehen alles. Sie überstehen die Zeit, überstehen den Schmerz und fliegen wie ein leuchtender Stern weiter, bis in alle Ewigkeit.