Er änderte plötzlich seine Meinung und wollte sich doch nicht scheiden lassen.

Unterhaltung

Маrina war eine Frau, die niemals stillstand. Jeder Tag war ein Tanz zwischen Haushaltsarbeiten, neuen Rezepten und der Pflege ihrer geliebten Blumen, die ihr Fenster in ein kleines Paradies verwandelten. Оleg hingegen? Er verbrachte die meiste Zeit wie ein Schiff,

das im Hafen liegt – unbeweglich auf der Couch vor dem Fernseher, gelegentlich von seiner Frau überredet, einen müden Ausflug zur Datscha zu unternehmen. Sie hatte sich daran gewöhnt, alles auf ihren Schultern zu tragen und ihn zu schonen.

Doch eines Tages fiel die Maske: Оleg langweilte sich – und nicht, weil ihm der Alltag zu grau war. „Was für ein Schock,“ rief Оksana entgeistert. „Denkst du, Papa hat wirklich eine Geliebte?“ „Ich weiß nicht, wer er ist oder was er will,“ sagte Маrina mit brüchiger Stimme, „aber ich weiß nicht, wie ich das aushalten soll.“

Оksana, entschlossen Klarheit zu schaffen, stellte ihren Vater zur Rede. Doch seine Antworten waren kalt, ausweichend, wie Nebel, der sich nicht greifen ließ. „Du verstehst das nicht, Kind,“ sagte Оleg beinahe gönnerhaft. „Deine Mutter und ich haben uns einfach… auseinandergelebt.“

„Auseinandergelebt? Das ist dein Argument?“ Oksana  war empört. „Du bist bereit, die Familie auseinanderzureißen, das Zuhause aufzugeben – für was? Für ein bisschen Spannung?“ „Wir haben eine Dreizimmerwohnung,“ begann Оleg nüchtern zu kalkulieren. „Die kann man in zwei Einzimmerwohnungen umwandeln. Ich habe schon ein paar Vorschläge angeschaut.“

Окsana war fassungslos. „Während Mama Kuchen gebacken und den Garten gepflegt hat, hast du Wohnungstauschoptionen durchstöbert?“ Ihre Stimme zitterte vor Wut. „Ich habe nur nachgedacht,“ verteidigte sich Оleg kühl. „Es ist eine praktische Lösung.“

Маrina, die immer eine starke, geduldige Frau gewesen war, fühlte sich plötzlich wie ein Blatt im Wind. Sie hatte sich ein Leben lang bemüht, alles zusammenzuhalten – jetzt stand sie vor den Trümmern ihrer Ehe.

Doch das Schicksal hatte eigene Pläne. Ein unerwarteter Anruf von einer Nachbarin ihrer verstorbenen Tante Galia brachte Маrina aus ihrem Tief. „Deine Tante hat dir alles vermacht,“ erklärte die Frau. „Die Wohnung gehört dir.“ Мarina konnte es kaum glauben.

Ihr Herz schlug schneller, während sie die Unterlagen überprüfte. Tatsächlich – sie war die alleinige Erbin einer geräumigen Dreizimmerwohnung im Zentrum der Stadt. Оleg erfuhr bald von dieser Wendung und wandelte sich über Nacht. Plötzlich war von Scheidung keine Rede mehr.

Er begann, Pläne zu schmieden, als hätte es seine frostige Gleichgültigkeit nie gegeben. „Wir könnten die neue Wohnung vermieten,“ schlug er begeistert vor. „Oder selbst einziehen, vielleicht ein bisschen renovieren. Stell dir vor, wieviel wir damit verdienen könnten!“

Маrina sah ihm in die Augen, ihre Stimme ruhig, aber durchdrungen von neuer Stärke. „Und die Scheidung?“ fragte sie. Оleg wich aus. „Ach, das war Unsinn. Ein dummer Gedanke in einer schwierigen Phase. Wir sollten zusammenhalten – jetzt erst recht.“

Doch für Мarina  war die Grenze erreicht. Sie hatte genug von Lügen, Manipulation und seiner plötzlichen Zuwendung, die vom Duft des Geldes motiviert war. Sie packte ihre Sachen und zog zu Оksana. „Mama, bist du sicher, dass du das durchziehen willst?“ fragte Окsana  eines Abends.

„Sicher?“ Марина lächelte traurig. „Ich bin mir sicher, dass ich es mir selbst schuldig bin. Ich habe genug Jahre in einer Illusion gelebt.“ Einige Wochen später stand Маrina  auf eigenen Beinen. Die Scheidung war vollzogen, die Wohnung geteilt, und sie zog in das Vermächtnis ihrer Tante.

Oleg blieb mit seiner Wut und seinem Stolz allein zurück. Doch Мarina ? Sie atmete tief durch, bereit, ein neues Kapitel zu beginnen – eines, das nur ihr allein gehörte.

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