Ich gab einer armen Frau mit einem Kind Geld – am nächsten Morgen war ich schockiert, sie dabei zu sehen, wie sie etwas am Grab meines Mannes machte.

Unterhaltung

Als Rhiannon einer verzweifelten Frau mit einem Kind vor einem Lebensmittelladen Geld gibt, ahnt sie nicht, dass diese flüchtige Geste ihr Leben für immer verändern wird. Doch am nächsten Morgen findet sie dieselbe Frau am Grab ihres verstorbenen Mannes – und das Geheimnis,

das die Fremde mit sich bringt, ist wie ein Sturm, der alles mit sich reißt. Man denkt, das Leben zerbricht an großen Tagen. Geburtstage, Jubiläen, vielleicht an einem schicksalhaften Freitag. Aber Dienstag? Ein ganz gewöhnlicher Dienstag? Nein, so sollte es nicht sein.

Doch genau an einem solch unscheinbaren Dienstag, beladen mit Einkaufstüten und durchweicht von Nieselregen, brach meine Welt auseinander. Ich sah sie. Sie saß auf dem Bordstein, die Schultern gebeugt, ein kleines Kind fest an ihre Brust gedrückt,

das in einen abgetragenen blauen Schal gehüllt war. Ihr Gesicht war blass wie ein Stück Papier, das zu oft zerknittert wurde. Aber es waren ihre Augen – diese Augen! Dunkle, unergründliche Tiefen, die mich in meinem Schritt innehalten ließen.

„Bitte“, murmelte sie, kaum mehr als ein Flüstern, ein winziger Laut, der sich durch den Regen kämpfte. „Bitte… irgendetwas.“ Ich gebe Fremden kein Geld. Niemals. Eine eiserne Regel, die ich mir vor Jahren auferlegt habe. Aber an diesem Tag war da etwas, das mich zögern ließ.

Vielleicht war es das Kind, dessen winziges Gesicht mich durch den Regen hindurch ansah, unschuldig und verletzlich, mit Augen, die zu groß für seinen kleinen Körper wirkten. Bevor ich es wirklich begriff, zog ich meine Geldbörse heraus und drückte ihr einen Schein in die zitternden Hände.

„Danke“, flüsterte sie, ihre Stimme ein zerbrechliches Echo. Ich nickte und wandte mich ab, in der Hoffnung, dass sie mit diesem Geld ein Dach über dem Kopf finden würde, einen warmen Ort für das Kind. Eine kleine, einfache Geste, ein guter Moment in einem gewöhnlichen Leben.

So dachte ich zumindest. Doch das Leben hat eine grausame Art, uns zu überraschen. Am nächsten Morgen fuhr ich wie immer zum Friedhof, um James zu besuchen. Mein James, der seit fast zwei Jahren tot war. Der Unfall hatte ihn mir entrissen, so plötzlich,

so brutal, dass es sich anfühlte, als hätte man mir die Hälfte meiner Seele herausgerissen. Ich liebte diese frühen Besuche, bevor die Welt erwachte. Die Stille, der kühle Wind, die Möglichkeit, nur mit meinen Gedanken und Erinnerungen bei ihm zu sein.

Aber an diesem Morgen war da jemand – jemand, der nicht ich war. Sie. Die Frau vom Parkplatz. Ich blieb wie angewurzelt stehen, mein Herz raste. Sie stand am Grab meines Mannes, das Kind auf ihrer Hüfte, während sie die Lilien aus der Erde riss, die ich vor Wochen gepflanzt hatte.

Mein Atem stockte. „Was zum Teufel machen Sie da?“, rief ich, bevor ich nachdenken konnte. Sie drehte sich um, ihre Augen weit aufgerissen vor Schreck. Das Kind blinzelte mich an, erstaunt, aber still. „Ich… ich kann es erklären“, stammelte sie.

„Sie stehlen Blumen – von dem Grab meines Mannes!“ Meine Stimme bebte vor Empörung. „Warum?“ Sie presste das Kind fester an sich, ihr Gesicht voller Schmerz. „Ihr Mann?“, hauchte sie schließlich. „Ja! James. Was haben Sie hier zu suchen?“

Ihr Gesicht verfärbte sich, und plötzlich füllten sich ihre Augen mit Tränen. „Ich wusste nicht… ich wusste nicht, dass er Ihr Mann war“, flüsterte sie, ihre Stimme ein zerbrochenes Echo. „Ich wusste nicht, dass James verheiratet war.“

Ein eisiger Schauer lief mir über den Rücken. „Was… was sagen Sie da?“ „James ist der Vater meines Kindes.“ Die Welt schien plötzlich zu kippen, die Luft wurde dünn, und ich glaubte, gleich umzufallen. „Nein“, flüsterte ich, kaum in der Lage, Worte zu formen. „Das kann nicht sein.“

Aber in ihren Augen lag keine Lüge, nur Verzweiflung. „Ich habe es erst nach seinem Tod erfahren“, sagte sie. „Ich wusste nichts von Ihnen. Gar nichts. Er sagte, er hätte Verpflichtungen und müsste reisen. Dass er zurückkommen würde. Aber dann… dann war er einfach weg.“

Jedes ihrer Worte schnitt wie ein Messer. Mein James? Der Mann, den ich liebte, dem ich vertraute? Ein Doppelleben? Ich wollte schreien, weinen, fliehen. Aber dann sah ich das Kind an – und in seinen Augen sah ich James. Die gleiche Form, die gleiche Tiefe.

Mein Herz zersprang in tausend Stücke. „Was ist sein Name?“, fragte ich schließlich, die Worte kaum mehr als ein Flüstern. „Elliot“, sagte sie. Elliot. Mein Mann hatte einen Sohn – und ich wusste nichts davon. An diesem Tag hätte ich sie vielleicht hassen können,

aber das Kind? Dieses kleine, unschuldige Wesen? Nein, niemals. „Ich bin Rhiannon“, sagte ich schließlich, die Tränen heiß auf meinen Wangen. „Und vielleicht… vielleicht brauchen wir einander mehr, als wir denken.“

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