Rachel und das unheimliche Zimmer, Als Rachel ein gemütliches Zimmer bei einer warmherzigen, älteren Dame fand, schien es wie eine rettende Insel inmitten ihres stürmischen Lebens. Doch hinter dem floralen Tapetenmuster und den freundlichen Augen der Vermieterin verbarg sich etwas Dunkles
– etwas, das Rachel dazu brachte, ihre Sachen schon am nächsten Morgen wieder zu packen. Manchmal klammern wir uns in Verzweiflung an jeden Strohhalm, der Hoffnung verspricht. Genau dort war ich. Die Rechnungen für die medizinische Versorgung meines kleinen Bruders türmten sich,
mein Studium zerrte an meinen Kräften, und die Nachtschichten als Kellnerin raubten mir den letzten Rest Energie. Als ich endlich einen Studienplatz in einer neuen Stadt ergatterte, sollte ich vor Freude explodieren, doch die harte Realität der Wohnungssuche erstickte diese Euphorie im Keim.
Das perfekte Zimmer, Dann stieß ich auf die Anzeige. „Gemütliches Zimmer in einem charmanten Haus. Perfekt für eine ruhige, respektvolle Mieterin.“ Die Fotos zeigten einen traumhaft altmodischen Ort – blumige Tapeten, antike Möbel und ein Licht,
das durch die zarten Gardinen fiel wie in einem Märchen. Und der Preis? Unfassbar günstig. Es war, als hätte das Schicksal mich endlich erhört. Die ältere Dame, Frau Wilkins, begrüßte mich mit einem strahlenden Lächeln. Ihr Duft nach Lavendel erfüllte die Luft,
und ihre Erscheinung erinnerte an Großmütter aus alten Filmen – akkurat frisierte Haare, ein dezentes Strickjäckchen und eine warme Stimme, die mich sofort in Sicherheit wiegte. „Oh, du musst Rachel sein!“, rief sie aus, als ob sie mich bereits kannte. „Komm herein, Liebes, komm nur herein!“
Doch als sie meine Hand nahm, spürte ich etwas… Eigenartiges. Ihre Augen, obwohl freundlich, schienen mich eingehend zu mustern. Eine Dinner-Einladung und erste Zweifel, Am ersten Abend lud sie mich ein, gemeinsam zu essen.
„Ich habe eine Suppe vorbereitet, wie ich sie früher für meine Familie gemacht habe“, sagte sie mit einem wehmütigen Lächeln. „Es ist so schön, wieder Gesellschaft zu haben.“ Ihre Worte waren freundlich, aber ihre Stimme trug eine Schärfe, die ich nicht einordnen konnte.
Während wir aßen, fragte sie immer wieder nach meiner Familie – nach meinem kleinen Bruder Tommy, meinen Eltern, die vor einem Jahr bei einem Unfall gestorben waren. Ihr Mitgefühl wirkte echt, und doch schwang in ihrem Ton etwas mit, das mich unruhig machte.
Als ich schließlich mein Zimmer betrat, um für die Nacht zur Ruhe zu kommen, fühlte ich mich hin- und hergerissen. War dies wirklich der sichere Hafen, den ich suchte? Eine Liste, die das Blut in den Adern gefrieren ließ,
Am nächsten Morgen, gerade als ich mir einen Kaffee machen wollte, stieß ich in der Küche auf etwas, das meinen Magen zum Flattern brachte – eine Liste, die an der Kühlschranktür klebte. In dicken, roten Lettern stand oben:Hausregeln – unbedingt lesen! Mit jedem Punkt, den ich las, wurde mein Unbehagen größer:
1. Keine Schlüssel. Zutritt zum Haus nur von 9:00 bis 20:00 Uhr. 2. Das Bad ist stets abgeschlossen. Schlüssel gibt es nur bei Frau Wilkins. 3. Deine Zimmertür muss immer offen bleiben. Privatsphäre fördert Geheimnisse.
Reserviert für zukünftige Ergänzungen. Das Blut rauschte in meinen Ohren, als ich den letzten Punkt las. Reserviert für was? Ich warf einen Blick über meine Schulter, doch die Küche war leer. Dann hörte ich ihre Stimme hinter mir. „Hast du die Regeln gelesen, Liebes?“ Ich drehte mich um und begegnete ihrem intensiven Blick. „J-ja“, stammelte ich.
„Gut“, sagte sie und lächelte. „Denn sie sind nicht verhandelbar.“ Flucht in letzter Sekunde, Mein Instinkt schrie, dass ich gehen musste – sofort. Während Frau Wilkins im Garten war, packte ich hastig meine Sachen. Mein Herz raste, als ich meinen Koffer schloss.
Doch gerade, als ich die Haustür erreichte, erklang ihre Stimme durch einen versteckten Lautsprecher: „Du bist ein kluges Mädchen, Rachel“, sagte sie, ihre Stimme warm und schneidend zugleich. „Aber kluge Mädchen kommen nicht weit, wenn sie die falschen Regeln brechen.“
Ich riss die Tür auf und rannte. Eine neue Hoffnung? In einem nahegelegenen Park ließ ich mich auf eine Bank fallen, keuchend, mit meinem Koffer neben mir. Ein junger Mann mit sanften Augen setzte sich zu mir und fragte, ob alles in Ordnung sei.
Sein Name war Ethan, und während wir sprachen, erzählte ich ihm von Frau Wilkins und ihrer beunruhigenden Liste. „Vielleicht war sie mehr als nur eigenartig“, sagte Ethan schließlich. „Vielleicht war sie gefährlich.“
Seine Worte hallten in mir nach, während ich ein neues Zimmer suchte – diesmal bei jemandem, der nicht so „perfekt“ erschien. Doch in meinen Träumen sehe ich immer noch die blumigen Tapeten. Und Frau Wilkins’ letzte Worte: „Alles im Leben hat seinen Preis.“