„Sohn, bitte, nimm mich zu Weihnachten nach Hause. Ich werde ganz ruhig in der Ecke sitzen, keine Last für dich sein. Zu Hause wird es mir besser gehen – hier halte ich es nicht mehr aus, ich spüre, wie die Tage mich langsam erdrücken.“ „Vater, bitte übertreib nicht. Hier hast du alles, was du brauchst: Pflege, Essen, Medikamente.
Du redest immer nur: ‚Ich will nach Hause, ich will nach Hause.‘“ „Es ist schon ein Jahr vergangen, seit ich das letzte Mal dort war. Zu Hause werde ich wieder leben, dort wird alles anders sein, das verspreche ich dir.“ „Die Weihnachten sind fast da. Ich werde dich nach Hause holen, das verspreche ich dir,“ antwortete der Sohn mit sanfter Stimme.
„Du bist ein wahrer Held, mein Sohn. Ich bin so stolz auf dich. Nicht jedes Kind würde so etwas für seinen Vater tun. Wenn wir zu Hause sind, werden wir auch das Grab deiner Mutter besuchen. Erinnerst du dich an sie? Hast du in letzter Zeit Blumen für sie auf den Friedhof gebracht? Sie liebte Blumen so sehr, du weißt es noch, oder?“
Der Sohn starrte seinen Vater für einen Moment an, der Blick voller Zuneigung, dann wandte er den Kopf, als ein schwerer Kloß in seiner Kehle festsaß. Ohne ein weiteres Wort verabschiedete er sich und verließ das Zimmer. Von diesem Moment an zählte der Vater sehnsüchtig die Tage bis zu Weihnachten.
Er erzählte jedem, der es hören wollte, wie bald er wieder nach Hause kommen würde. In seinen Augen leuchtete die Hoffnung wie ein flimmerndes Licht. Doch zu Hause, im stillen Wohnzimmer, saß der Sohn nachdenklich auf der Couch. Ein Sturm der Gedanken wirbelte in ihm – wie sollte er es seiner Frau sagen? Wie konnte er ihr das vorstellen?
Schließlich drehte er sich zu ihr und sagte leise: „Ich möchte, dass wir meinen Vater zu Weihnachten nach Hause holen. Es ist alles, was er sich wünscht.“ Die Frau, die mit einem Schrei der Frustration fast aufspringen wollte, antwortete scharf: „Hast du etwa vergessen, dass dein Vater an Tuberkulose leidet? Er könnte uns anstecken!
Und zu Weihnachten kommen so viele Gäste, wie soll das funktionieren?“ „Aber der Arzt sagt, er ist nicht mehr ansteckend. Es ist sicher. Es ist das Letzte, was ich ihm noch geben kann,“ entgegnete der Sohn mit einem Hauch von Verzweiflung in der Stimme. „Glaubst du wirklich alles, was die Ärzte sagen? Sie liegen oft daneben.
Du solltest wirklich nachdenken, bevor du etwas tust,“ antwortete sie, doch in ihrer Stimme schwang ein Hauch von Unverständnis mit. Das Gespräch endete, und die Zeit schien stillzustehen. Am Morgen des Weihnachtstages, die ersten Sonnenstrahlen schienen durch die Fenster, ging die ganze Familie in die Kirche.
Die festliche Stimmung war überall spürbar, aber der Sohn fühlte sich leer, als wäre etwas Wichtiges fehlte. Nach der Messe kehrten sie nach Hause zurück, wo die Gäste schon warteten. Lachen und Gespräche füllten das Haus, während die Familie an einem reich gedeckten Tisch saß. Doch trotz des festlichen Anlasses fühlte der Sohn eine unerklärliche Leere.
Als die letzten Gäste gegangen waren und die Familie sich erschöpft ins Bett legte, war der Sohn von einem tiefen Gefühl der Unruhe geplagt. Irgendetwas stimmte nicht, etwas nagte an ihm. Am Morgen konnte er nicht mehr warten. Er musste zu seinem Vater, um ihn zu sehen. Er packte seine Jacke und ging, entschlossen, obwohl eine tiefe Traurigkeit in seinem Inneren wuchs.
Das Krankenhaus war an diesem Morgen ungewöhnlich still. Die Gänge waren leer, der Klang seiner Schritte hallte wider. Die Krankenschwester, die ihn begrüßte, sagte nur: „Viele Patienten haben die Feiertage mit ihren Familien verbracht.“ Er schlich sich die Stufen hinauf zum achten Stock, wo das Zimmer seines Vaters war.
Jeder Schritt fiel ihm schwer, als ob der Boden selbst die Schwere seines Herzens spürte. Als er die Tür erreichte, konnte er sich kaum entscheiden, wie er anfangen sollte. Doch als er hineinblickte, war das Bett seines Vaters leer. Erstarrt vor Entsetzen, rannte er zum Büro des Arztes. Der Arzt, der ihn dort traf, sagte in ruhigem, fast gefühllosem Ton:
„Wir haben alles getan, was wir konnten, aber leider haben wir ihn nicht retten können. Er ist gestorben. Das Letzte, was er sagte, war, dass er so enttäuscht war. Er träumte immer davon, in seinen letzten Stunden zu Hause zu sein, an dem Ort, wo er sich am wohlsten fühlte. Zu Hause, bei all den Erinnerungen. Doch das Schicksal hatte anderes mit ihm vor.“
Der Sohn taumelte, als die Worte wie ein kalter Schlag in sein Herz fuhren.