Die Dunkle Macht der Kugel: Ich war zurück, früher als erwartet. Die Enttäuschung, mein Mann bei unserer gemeinsamen Rückkehr nicht in den Armen zu halten, war groß, doch die Entdeckung, die ich im Garten machte, war noch viel unergründlicher. Ich hatte mich auf ein entspanntes Wochenende gefreut, nach Wochen voller Geschäftstermine.
Doch als ich den verwilderten Garten betrat, sah ich Ben nicht in einem entspannten Moment der Freude, sondern mitten in einem frischen, tiefen Loch. Schweiß glänzte auf seiner Stirn, und in seinen Händen hielt er eine kleine schwarze Kugel, die in der schwachen Dämmerung glühte – als ob sie eine unheimliche Energie in sich trug.
Es war nicht nur die Kugel, die mich beunruhigte, sondern auch Bens merkwürdige, fast verzweifelte Körpersprache. Der Ben, den ich kannte, der präzise und ordentlich war, war verschwunden. Er starrte mich an, als hätte er mich nicht erwartet, und versuchte hastig, das geheimnisvolle Objekt hinter seinem Rücken zu verbergen.
„Ben, was machst du da?“ Meine Stimme war ruhig, aber ich konnte die Neugier nicht unterdrücken. Er drehte sich mit einem Ruck um, als hätte er einen Schatten gesehen. „Nichts, wirklich nichts“, stammelte er, und ich sah, wie er versuchte, die Kugel zu verstecken. Aber seine Hände zitterten.
„Zeig sie mir“, drängte ich, meine Stimme fest. „Was ist das?“ Zögernd entrollte er das Samtstück, in dem die Kugel eingewickelt war. Der Anblick der Kugel ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Sie war nicht nur schwarz, sie strahlte eine unheimliche Tiefe aus, als könnte sie das Dunkel selbst in sich tragen.
In der Mitte, wie ein blutrotes Auge, schimmerte ein rubinroter Stein, der die gesamte Kugel erleuchtete. „Ein Freund hat sie mir gegeben“, sagte er schließlich, und seine Stimme klang plötzlich so weit entfernt, als spreche er von etwas, das ihn überstieg. „Er meinte, sie sei ein antikes, seltenes Artefakt, das Glück bringt.“
Ich sah ihn an, und der Schock über diese Worte war noch größer als die seltsame Faszination, die die Kugel auf mich ausübte. Ben, der nie an so etwas geglaubt hatte, war plötzlich Besitzer eines mysteriösen Artefakts? Und warum, fragte ich mich, versuchte er, es vor mir zu verstecken?
„Und warum hast du sie dann versteckt?“ fragte ich. „Warum nicht einfach das tun, was du immer tust – sie mir zeigen?“ „Ich wollte sie dir schenken“, gestand er mit einem verlegenen Lächeln. „Als Überraschung. Aber… ich hatte Angst, dass du sie für… verrückt halten würdest.“
Die Tage vergingen, und ich konnte nicht von der Kugel und von Ben loslassen. Diese seltsame Besessenheit, dieser Hauch von Geheimnis, der um sie herum schwebte – es war, als ob sie ihn und damit auch mich in ihren Bann zog. In Nächten, in denen der Schlaf mich nicht fand, begann ich zu recherchieren.
Ich durchstöberte alte Bücher, Artikel und Archive über seltene Antiquitäten. Doch ich fand nichts, das auch nur annähernd mit der Kugel zu vergleichen war.
Eines Nachts, als Ben bereits tief schlief, konnte ich meine Neugier nicht mehr zügeln. Ich schlich in sein Arbeitszimmer, das Gefühl, dass ich auf der Schwelle zu etwas Dunklem stand. Dort fand ich, was ich nie erwartet hätte. In einer Schublade lag ein Umschlag, auf dem in fetten Buchstaben „Nicht öffnen“ stand.
Mein Herz pochte, als ich den Umschlag öffnete und einen Artikel fand. Die Schlagzeile sprach von einem spektakulären Kunstraub. Darunter war eine Liste der gestohlenen Objekte – und eines davon war eine schwarze Kugel, die exakt wie die meine beschrieben wurde. In der Beschreibung stand, dass der Stein in der Mitte ein „seltenes, rubinrotes Juwel“ war.
Das Blut in meinen Adern gefror. Die Kugel – war sie gestohlen? War sie ein wertvolles Kunstwerk, das Ben unwissentlich erworben hatte? Die Wahrheit schien mehr und mehr aus den Schatten zu kommen, und ich spürte, wie eine unsichtbare Hand nach mir griff.
Am Morgen, als ich Ben damit konfrontierte, brach er zusammen. In seinen Augen war eine Mischung aus Reue und Angst zu sehen. Er gestand, dass er die Kugel von einem zwielichtigen Mann gekauft hatte, der ihm weisgemacht hatte, es handele sich um ein einzigartiges Artefakt.
Er war in die Falle getappt – und ich war entsetzt, dass er sich in solch einen Strudel aus Lügen und Verbrechen hatte hineinziehen lassen.
„Wir müssen die Kugel zur Polizei bringen“, sagte ich entschlossen. Es war der einzige Weg, die Dunkelheit zu vertreiben, die uns umhüllte. Gemeinsam fuhren wir zur Polizeiwache und übergaben das Artefakt.
Als wir die Wache verließen, hielt Ben meine Hand fest, und ich spürte, dass die Last, die uns gedrückt hatte, ein wenig leichter geworden war. „Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas tun würde“, sagte er mit einem schwachen Lächeln, das von einer Entschuldigung sprach.
„Wir alle machen Fehler“, antwortete ich leise. „Aber die wahre Bedeutung liegt darin, was wir aus ihnen lernen.“
So endete die Geschichte der schwarzen Kugel – sie war mehr als nur ein mystisches Artefakt. Sie war ein Symbol für die Verlockung von Geheimnissen, für die Abgründe, die wir in uns tragen, und für die Liebe, die uns selbst in den dunkelsten Momenten rettet.